Stromengpässe legen neue KI-Rechenzentren in Santa Clara lahm

Danny Weber

11:48 11-11-2025

© A. Krivonosov

Zwei KI-Rechenzentren in Santa Clara stehen still: fehlende Netzkapazität bremst den Start. Warum Strommangel US-Standorte ausbremst und was bis 2028 passiert.

Es wirkt wie ein Paradox: Im Herzen des Silicon Valley stehen zwei riesige Rechenzentren für rechenintensive KI-Aufgaben still. Digital Realtys SJC37 und Stack Infrastructures SVY02A sind fertiggestellt, doch ein Mangel an verfügbarem Strom bremst die Inbetriebnahme – Santa Clara kommt mit dem Netzausbau nicht so schnell hinterher, wie die Nachfrage der Branche wächst.

Wie Bloomberg berichtet, ist das vierstöckige Gebäude von Digital Realty für eine kritische Last von 48 MW ausgelegt; der benachbarte Stack-Campus wurde ebenfalls auf 48 MW konzipiert, inklusive eigener Umspannstation und acht Serverhallen. Zusammen könnten beide Standorte knapp 100 MW für Server und KI-Beschleuniger liefern – und bleiben dennoch ungenutzt. Wann eine vollständige Aktivierung gelingt, ist unklar; die Anlagen könnten über Jahre leer stehen.

Der städtische Versorger Silicon Valley Power (SVP) arbeitet zwar am Ausbau der Infrastruktur, doch in Santa Clara sind bereits 57 Rechenzentren in Betrieb oder parallel im Bau. Um die Netzkapazität zu erhöhen, investiert SVP rund 450 Millionen US-Dollar in neue Leitungen und Umspannwerke – ein Ausbau, der sich bis 2028 erstreckt. Leistung soll schrittweise zugeteilt werden, sobald neue Komponenten ans Netz gehen.

Die Engpässe in Santa Clara spiegeln einen landesweiten Trend wider. In Nord-Virginia, dem größten Rechenzentrumsstandort der USA, verzögern sich neue Anschlüsse um Jahre. Ähnliche Probleme zeigen sich im Pazifischen Nordwesten und im Südosten, wo Wartezeiten zwischen zwei und fünf Jahren üblich sind. Microsoft räumte ein, dass manche GPUs mangels Strom brachliegen.

Trotzdem bleibt das Silicon Valley strategisch wichtig – nah an KI-Entwicklern und den latenzarmen Verbindungen, die sie benötigen; der Hauptsitz von Nvidia liegt in Reichweite. Doch selbst die größten Tech-Konzerne können das Bautempo der Netze nicht beschleunigen. Moderne KI-Cluster ziehen Hunderte Megawatt und treiben lokale Netze an ihre Grenzen; wie schnell zusätzliche Kapazität bereitsteht, ist dadurch physisch begrenzt.

Digital Realty und Stack geben an, weiter eng mit SVP zu koordinieren und mit Anschlüssen zu rechnen, sobald die Upgrades abgeschlossen sind. Unterdessen wächst die Nachfrage nach KI-Infrastruktur schneller, als neue Stromkapazität verfügbar wird – die Lücke zwischen schlüsselfertigen Gebäuden und echter Versorgung klafft weiter auf. Die Server sind bereit, das Netz ist es nicht.