Brüssel prüft DMA-Anwendung auf AWS, Microsoft Azure und Google Cloud

Danny Weber

14:17 19-11-2025

© A. Krivonosov

Die EU erwägt, den Digital Markets Act auf AWS, Microsoft Azure und Google Cloud auszuweiten. Interoperabilität, Datenportabilität und Strafen stehen im Raum.

Auf Amazon, Microsoft und Google könnte bald neuer Druck aus Brüssel zukommen: Nach Informationen von Bloomberg bereiten die Aufseher eine umfassende Prüfung des Cloud-Markts vor und erwägen, das strenge EU-Gesetz Digital Markets Act (DMA) auf die drei größten Plattformen anzuwenden. Es wäre das erste Mal, dass das Regelwerk über klassische, verbrauchernahe Plattformen hinausgreift – hin zu den Infrastruktur-Anbietern, die diese überhaupt erst möglich machen.

Quellen zufolge prüft die EU-Kommission, ob Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud einem breiteren Pflichtenkatalog unterliegen sollten, obwohl ihre Hauptkundschaft Firmenkunden sind und die Zahl der Endnutzer schwer zu beziffern ist. Genau diese Kennzahl hat die Cloud-Spitzen bislang aus der direkten Schusslinie des DMA gehalten.

Doch eine Reihe prominenter, langwieriger Ausfälle – von einem 15-stündigen AWS-Zusammenbruch, der Apple, McDonald’s und Epic Games traf, bis hin zu jüngsten kritischen Zwischenfällen bei Microsoft Azure und Google Cloud – hat gezeigt, wie riskant es ist, wenn wenige Anbieter das Rückgrat digitaler Dienste dominieren. In Brüssel wächst die Sorge vor einer systemischen Abhängigkeit von einem engen Kreis an Providern; entsprechend wird erneut geprüft, wer für das Regime in Frage kommt.

Mögliche Pflichten unter dem DMA könnten eine verpflichtende Interoperabilität mit konkurrierender Software, eine einfachere Datenportabilität für Kunden sowie ein Verbot beinhalten, die eigenen Produkte und Dienste aggressiv zu bewerben. Gelangt die Kommission zu dem Schluss, dass Regeln verletzt werden, drohen Strafen in dreistelliger Millionenhöhe – wie die Erfahrung mit Apple bereits zeigt.

Eine formale Entscheidung gibt es noch nicht, doch die Richtung ist kaum zu übersehen: Erstmals scheint die EU bereit, ihre schärfsten Digitalregeln bis hinunter zu den Fundamenten der globalen IT-Infrastruktur anzulegen. Für eine Branche, die auf Belastbarkeit und Verfügbarkeit gebaut ist, reicht schon die Andeutung eines solchen Kurswechsels, um die Aufmerksamkeit zu schärfen.