Danny Weber
21:33 08-12-2025
© A. Krivonosov
Gemini ersetzt den Google Assistant – und ausgerechnet in Android Auto spielt die KI ihre Stärken aus: schnelle Spracheingabe, nützliche Antworten, mehr Fokus.
Gemini steckt inzwischen in fast jeder Ecke des Google‑Kosmos; während der Google Assistant praktisch von der Bühne verschwindet, wirkt das weniger wie eine Revolution als wie ein überfälliger Tausch. Auf den meisten Geräten besteht das groß angekündigte „Upgrade“ vor allem in Entrümpelung: Endlich muss man das Niveau, auf das der Assistant abgesackt war, nicht mehr ertragen.
Googles Vorstellung von einer dialogfähigen KI wirkte stets überzogen. Ein ausgewachsener Schlagabtausch mit dem Telefon, dem Smart Speaker oder den Ohrhörern klingt befremdlich. Die meisten nutzen Spracheingabe nicht zum Plaudern, sondern um etwas schnell zu erledigen: Wetter checken, eine Frage stellen, die mit einem Satz beantwortet ist. Wenn Google Gemini mit halben Seiten an Prompts vorführt, drängt sich immer wieder dieselbe Frage auf: Wer macht das im Alltag wirklich?
Genau hier dreht Android Auto den Spieß um. Braucht man eine Route, fragt niemand nach Kontext – der Assistent soll schlicht tun, was man ihm sagt. Der Assistant beherrschte das früher ordentlich, bis er in die Nähe der Nutzlosigkeit abrutschte. Vor diesem Hintergrund richtet Gemini immerhin die Grundlagen: Spracherkennung, Reaktionsfreude, allgemeine Stringenz. Nervmomente bleiben – mitunter hakt es nach oder liest Antworten vor, obwohl die Aufgabe erledigt ist –, doch im Vergleich zu dem, was aus dem Assistant geworden war, fühlt es sich an, als bekäme man ein funktionsfähiges Werkzeug zurück.
Geminis eigentliche Stärke in Android Auto liegt allerdings nicht in der Navigation, sondern im Gesprächsmodus und darin, Informationen blitzschnell hervorzuholen. Unterwegs kommen einem Ideen – etwas, das man plötzlich prüfen oder festhalten will – und genau dort springt Gemini ein. Mit ihm ist das keine Sackgasse mehr. Man spricht die Fragen aus, die einem durch den Kopf gehen, und holt sich Details direkt auf der Strecke. Statt alles im Gedächtnis zu stapeln und auf „später nachschauen“ zu hoffen, sagt man es einfach – und bekommt das Wesentliche, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
Anderswo – etwa auf modernen Fernsehern – übernimmt Gemini vor allem die Sprachsuche nach Videos, Filmen oder Serien, damit man Titellawinen nicht mühsam über eine spartanische Fernbedienung tippen muss. Dort neigt der Assistent jedoch oft zu ausschweifenden Antworten. Genau dieses Verhalten macht vielen an KI Bauchschmerzen. In Android Auto hingegen hilft diese Neigung tatsächlich.
Unterm Strich steht ein Paradox: Ausgerechnet dort, wo man es am wenigsten vermuten würde, wirkt Gemini am stimmigsten. In Android Auto ist Geschwätzigkeit kein Spleen, sondern eine sichere Art, Gedanken zu sortieren und Informationen hervorzuholen, während die Hände beschäftigt sind. Wenn es einen Ort gibt, an dem sich Gemini derzeit wirklich als nützliches Sprachwerkzeug bewährt, dann ist es das Auto.