Anna’s Archive veröffentlicht nahezu komplette Spotify-Kopie

Danny Weber

10:08 23-12-2025

© RusPhotoBank

Anna’s Archive veröffentlicht eine 300-TB-Spotify-Kopie: Metadaten zu 256 Mio. Tracks, Audio zu 86 Mio. Songs. Spotify bestätigt Zugriffe, Ermittlungen laufen.

Eines der bislang umfangreichsten digitalen Musikarchive ist online aufgetaucht. Anna’s Archive, bisher vor allem als Schutzraum für Bücher und wissenschaftliche Arbeiten bekannt, meldet, eine nahezu vollständige Kopie von Spotify zusammengetragen zu haben – mit Metadaten zu Hunderten Millionen Titeln und Audiodateien zu zig Millionen Songs. Die Sammlung umfasst rund 300 Terabyte, die Verbreitung über Torrents läuft bereits an.

Nach Angaben von Anna’s Archive enthält der Fundus Metadaten zu etwa 256 Millionen Tracks und Audio zu rund 86 Millionen Stücken; damit sei schätzungsweise 99,6 Prozent des gesamten Hörvolumens auf Spotify abgedeckt. Die Musik ist nach Beliebtheit sortiert. Das Team versteht das Projekt als Sicherungsarchiv und argumentiert, ein beträchtlicher Teil weniger bekannter Musik könnte verschwinden, wenn Streamingdienste Lizenzen verlieren oder offline gehen. In dieser Logik bietet Spotify einen naheliegenden Ausgangspunkt, um ein Stück zeitgenössischer Musikgeschichte zu bewahren – eine Begründung, die angesichts der Schnelllebigkeit digitaler Kataloge stimmig wirkt.

Die Audiodateien seien überwiegend direkt von der Plattform bezogen worden, heißt es weiter. Die populärsten Titel liegen demnach in der ursprünglichen 160-kbps-Qualität vor, weniger nachgefragte wurden platzsparend in kompaktere Formate transkodiert. Veröffentlichungen nach Juli 2025 könnten fehlen. Vorerst steht die Metadatenbank vollständig bereit, die Musikdateien erscheinen schrittweise – beginnend mit den am häufigsten gehörten Aufnahmen. Die Staffelung deutet auf einen pragmatischen Ansatz hin: Zuerst soll der Großteil der tatsächlichen Spielzeit abgedeckt sein.

Spotify hat bereits reagiert und unbefugte Zugriffe bestätigt. In einer offiziellen Stellungnahme erklärte das Unternehmen, eine dritte Partei habe öffentliche Metadaten abgerufen und unzulässige Methoden eingesetzt, um den DRM-Schutz zu umgehen und so einen Teil der Audiodateien zu erlangen. Die von Anna’s Archive beschriebene Größenordnung bestätigte Spotify nicht; man sprach lediglich davon, dass einige Dateien betroffen seien, und teilte mit, die Untersuchung laufe.

Welche juristischen Folgen das hat, ist offen. Spotifys Katalog basiert auf strengen Lizenzvereinbarungen mit Rechteinhabern, und massenhaftes Kopieren sowie die Verbreitung per Torrent verstoßen gegen die Nutzungsbedingungen des Dienstes und in vielen Ländern gegen Urheberrecht. Auch als Bewahrung deklariert erhalten derartige Vorhaben üblicherweise keine Ausnahmen. Löschaufforderungen und mögliche Klagen sind wahrscheinlich; zugleich könnte es sich als äußerst schwierig erweisen, ein Archiv dieser Größenordnung wieder vollständig unter Kontrolle zu bringen.