Warum iPhone, Galaxy und Pixel bei der Akkugröße bremsen

Danny Weber

06:52 06-11-2025

© A. Krivonosov

Warum iPhone, Galaxy und Pixel kleine Akkus behalten: 20-Wh-Versandlimit, Dual-Cell bei China-Phones und der Umstieg auf Silizium-Kohlenstoff ab 2027–2030.

Während eine Welle chinesischer Smartphones mit 7.000 bis 8.000 mAh für Schlagzeilen sorgt, wirken die Akkus in iPhone, Galaxy und Pixel vergleichsweise bescheiden. Selbst das Galaxy S25 Ultra bleibt bei 5.000 mAh stehen, und das iPhone 17 Pro Max geht nur knapp darüber. Auf dem Papier wirkt das paradox, in der Praxis steckt dahinter eine klare Logik.

Ein Teil der Erklärung liegt im Design und der Gehäusedicke. Premium-Modelle jagen ultraflachen Formen – das iPhone Air misst nur 5,6 mm, was die Akkugröße physisch begrenzt. Es gibt jedoch ein Gegenbeispiel: Das chinesische RedMagic 11 Pro packt 7.500 mAh in ein 8-mm-Gehäuse und unterstützt sogar kabelloses Laden. Schlank bedeutet also nicht zwingend kleine Kapazität, doch der Kompromiss bleibt spürbar.

Der größere Hebel sitzt allerdings nicht im Gehäuse, sondern in den internationalen Versandregeln. Lithium-Ionen-Akkus über 20 Wh – grob 5.400 mAh – gelten als Gefahrgut der Klasse 9. Das zieht höhere Transportkosten, Spezialverpackungen und zusätzliche Genehmigungen nach sich. Wenig überraschend versuchen Apple, Samsung und Google, unter diesem Grenzwert zu bleiben. Das Limit wird hier weniger von Ambitionen als von Logistik diktiert.

Chinesische Hersteller haben dafür eine pragmatische Lösung gefunden: zwei kleinere Zellen statt einer großen. Jede bleibt unter 20 Wh, zusammen ergeben sie 7.000 mAh und mehr, ohne gegen Versandregeln zu verstoßen. Parallel treiben Marken wie OnePlus, Honor, Xiaomi und RedMagic Silizium-Kohlenstoff-Akkus mit höherer Energiedichte voran – der Fortschritt wirkt hier bewusst forciert und fällt bereits ins Gewicht.

Silizium kann bis zu zehnmal so viel Ladung speichern wie Lithium, dehnt sich beim Laden aber um bis zu 300 Prozent aus und gefährdet so die Zelle. Dagegen setzen Hersteller auf Nanostrukturen und chemische Beschichtungen. Trotzdem verlangt der Wechsel neue Produktionslinien, Zertifizierungen und teure Materialien – eine kostspielige Umstellung für Apple, Samsung und Google, die bereits Milliarden in klassische Lithium-Ionen-Technik investiert haben.

Silizium-Kohlenstoff-Zellen brauchen zudem frische Energiemanagement-Systeme, andere Alterungsprofile und neu ausgelegte Ladechips. Das erhöht das Risiko für Fehler – und seit den Vorfällen um das Galaxy Note 7 agiert Samsung besonders vorsichtig. Apple wiederum führt radikale Neuerungen üblicherweise erst nach langen internen Tests ein. Diese Zurückhaltung mag konservativ wirken, wirkt aber konsequent in ihrer Risikorechnung.

Dennoch scheint der Umbruch unausweichlich. Prognosen sehen einen schrittweisen Wechsel von Samsung, Apple und Google auf Silizium-Kohlenstoff-Akkus zwischen 2027 und 2030. Die ersten Zugewinne dürften moderat ausfallen – ein Plus von 5 bis 10 Prozent –, was künftige Galaxy-Ultra-Modelle bei etwa 5.500 mAh und die iPhone-Pro-Max-Reihe bei rund 6.000 mAh verorten würde.

Bis dahin dürften chinesische Smartphones bei der Ausdauer die Nase vorn behalten und die Silizium-Kohlenstoff-Technik in hohem Tempo weiter vorantreiben. Gut möglich, dass die ersten Geräte mit 10.000 mAh aus dieser Ecke kommen – selbst wenn auf dem Gehäuse nicht Apple oder Samsung steht.