Am9080: wie AMDs Klon des Intel 8080 eine Rivalität entzündete
1975 brachte AMD mit dem Am9080, einem rückentwickelten Intel-8080-Klon, seinen ersten Prozessor. Story von Risiko, Crosslicensing und Beginn der Rivalität.
1975 brachte AMD mit dem Am9080, einem rückentwickelten Intel-8080-Klon, seinen ersten Prozessor. Story von Risiko, Crosslicensing und Beginn der Rivalität.
© RusPhotoBank
Vor fünfzig Jahren, 1975, brachte AMD seinen ersten Prozessor auf den Markt: den Am9080 – eine rückentwickelte Variante von Intels 8080. Es war kein originäres Design, doch genau dieser Nachbau wurde zum Sprungbrett, verwandelte Cent in Millionen und legte den Grundstein für eine Rivalität, die den CPU-Markt bis heute prägt.
Die Geschichte des Am9080 beginnt 1973, als drei Ingenieure – Ashona Haley, Kim Haley und Jay Kumar – während ihrer letzten Schicht bei Xerox unter dem Mikroskop ein Muster des Intel 8080 fotografierten. Aus rund 400 detailreichen Aufnahmen rekonstruierten sie Schaltpläne und Logikdiagramme und boten das Paket anschließend in ganz Silicon Valley an. AMD griff zu und entschied sich, den Prozessor mit seiner neuen N-Kanal-MOS-Technologie zu fertigen. Bereits 1974 lagen die ersten Am9080-Samples vor, 1975 startete die Serienproduktion.
Die Zahlen lesen sich wie ein Startup-Märchen: AMDs Stückkosten lagen bei etwa 50 Cent, verkauft wurde der Chip für 700 US-Dollar – vorzugsweise an Militärkunden, die verlässliche Mikroprozessoren aus einer zweiten Quelle verlangten. Genau diese Vorgabe schützte AMD bald vor juristischen Rangeleien mit Intel. 1976 unterschrieben beide Unternehmen ein Cross-Licensing-Abkommen, das AMD offiziell erlaubte, den 8080 unter eigenem Namen zu produzieren. Der Deal kostete 25.000 US-Dollar im Voraus und jährlich 75.000 US-Dollar; wichtiger war jedoch der Zugang zum Markt und die gewonnene Legitimität. Rückblickend wirkt das wie ein ausgesprochen pragmatischer Coup.
Auf dem Am9080 baute AMD seine Prozessorambitionen auf. Im Laufe der Zeit folgten Dutzende Varianten mit Taktfrequenzen zwischen 2 und 4 MHz und Einsatztemperaturen von −70 bis 125 °C. Dank eines fortschrittlicheren Fertigungsprozesses konnte AMD den Chip kleiner und schneller machen als Intels ursprünglichen 8080. Schließlich wechselte das Unternehmen zu eigenen Architekturen – nicht mehr kopieren, sondern konkurrieren.
Ein halbes Jahrhundert später erinnert der Am9080 daran, dass der Start eines großen Technologiewettlaufs oft ebenso sehr von Risiko, Raffinesse und gutem Timing lebt wie von genialen Durchbrüchen. Und es hat eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet ein Piratenklon des 8080 jenes Duell entfachte, das die Prozessorlandschaft bis heute formt.